Kroatisches Küstenpatent statt SBF-See: Für wen lohnt sich was?

Kroatisches Küstenpatent statt SBF-See: Für wen lohnt sich was?

Das kroatische Küstenpatent (Boat Skipper B) wird immer häufiger als Alternative zum deutschen Sportbootführerschein See (SBF-See) genannt. Und das hat einen Grund:
Während der SBF-See für viele Freizeit-Skipper teuer, aufwendig und mit zusätzlichem Funkschein verbunden ist, bietet das kroatische Küstenpatent einen schnellen, günstigen und praxisnahen Einstieg – ideal für alle, die vor allem an der Adria unterwegs sind.

Im Folgenden zeigen wir, für wen sich das Küstenpatent in Kroatien lohnt – und in welchen Fällen der SBF-See trotz seiner Nachteile sinnvoll sein kann.

Vorschriften in Kroatien – was Skipper wissen müssen

Kroatien ist mit tausenden Küstenkilometern und über 1.000 Inseln eines der attraktivsten Reviere für Segler und Motorbootfahrer.
Wichtig dabei:

  • Für motorbetriebene Boote und Segelboote ab 2,5 m gilt Führerscheinpflicht.
  • Deutsche Skipper benötigen entweder
    • ein kroatisches Küstenpatent oder
    • einen anerkannten deutschen Schein (z. B. SBF-See, SKS).

Wer also ohnehin nur in Kroatien fahren möchte, macht es sich mit einem direkt dort erworbenen Patent deutlich einfacher.

Das kroatische Küstenpatent – kompakt statt überreguliert

Boat Skipper A (für kleine Boote)

  • Boote bis ca. 7 m und 20 PS
  • Fahrgebiet bis 6 sm vor der Küste
  • Ohne Funkpflicht – deshalb ohne zusätzlichen Funkschein
  • Ideal z. B. für Beiboote oder kleinere Schlauchboote

Boat Skipper B (das „klassische“ Küstenpatent)

Für die meisten deutschen Urlaubsskipper ist Boat Skipper B der interessante Schein:

  • Boote und Yachten bis ca. 18 m
  • Keine Begrenzung der Motorleistung
  • Kommerzielles Führen möglich (z. B. Charter)
  • SRC-Funkberechtigung integriert
  • Mindestalter 16 Jahre (bis 20 PS eingeschränkt)

Der große Vorteil gegenüber der deutschen Lösung:
👉 Beim kroatischen Küstenpatent ist der Funkschein bereits enthalten – beim SBF-See in Deutschland musst du das SRC extra machen, mit zusätzlicher Prüfung, mehr Kosten und deutlich mehr Bürokratie.

SRC Funkschein Küstenpatent
SRC Funkschein

Prüfung zum Küstenpatent: schnell, bezahlbar, ohne Praxisstress

Die Prüfung zum Boat Skipper B ist bewusst pragmatisch gestaltet:

  • Nur Theorieprüfung, mündlich (englisch oder kroatisch)
  • Dauer ca. 15–20 Minuten
  • Prüfungsgebühr ca. 120 €
  • Mit Vorbereitungskurs (z. B. 1-Tageskurs + Unterlagen) liegen die Gesamtkosten meist bei etwa 300 €

Nach Bestehen gibt es sofort eine vorläufige Bestätigung vom Hafenamt – damit kann man in der Regel direkt chartern. Das endgültige Dokument folgt per Post.

Im Vergleich dazu:

  • SBF-See + deutsches SRC
    • deutlich höherer Zeitaufwand (Theorie + Praxis, mehrere Termine)
    • Kosten zusammen schnell 500–600 € oder mehr
    • Extra Funkpraxis, GMDSS-Theorie, Funkeinheit etc.

Aus Sicht eines Urlaubsskipper, der „nur“ Kroatien fahren will, wirkt der deutsche Weg oft unnötig kompliziert und teuer.

Versicherung: worauf deutsche Skipper achten sollten

In Kroatien besteht Pflichtversicherung für Boote, diese deckt aber hauptsächlich Personenschäden bei Kollision mit Personen im Wasser (z. B. Schwimmer/Taucher) ab.
Schäden an:

  • anderen Booten
  • Steganlagen
  • Crewmitgliedern an Bord

sollten über eine zusätzliche, private Boots- oder Yachtversicherung abgesichert werden.

Wichtig:
Da das kroatische Küstenpatent in Deutschland nicht als klassischer „deutscher Führerschein“ gilt, sollte man bei Abschluss einer deutschen Versicherung klar nachfragen, ob der Skipper mit Küstenpatent voll versichert ist. Seriöse Charter- und Versicherungsanbieter kennen das Thema mittlerweile sehr gut.

Funk: Vorteil Küstenpatent – SRC nicht doppelt zahlen

Beim Boat Skipper B ist ein kroatisches SRC bereits integriert. Du brauchst also keinen separaten Funkschein, wenn du mit deinem kroatischen Patent in Kroatien funken willst.

In Deutschland sieht es anders aus:

  • Der SBF-See enthält keine Funkberechtigung.
  • Du musst das SRC separat machen – mit zusätzlicher Theorie, praktischer Funkprüfung und weiteren Kosten.

Für deutsche Skipper mit Wohnsitz in Deutschland gilt:
Das kroatische SRC ist formal nur für kroatische Gewässer gedacht. Wer später auch in anderen Ländern offiziell am Seefunk teilnehmen möchte, kommt um ein deutsches SRC/LRC langfristig nicht herum.

Rechtslage in anderen Ländern – Praxis vs. Theorie

Rein rechtlich ist das kroatische Küstenpatent für Deutsche in vielen Ländern nicht als nationales Dokument des Wohnsitzstaates vorgesehen.
In der Praxis sieht es oft entspannter aus:

  • Hafenpolizei im Mittelmeer kennt das kroatische Küstenpatent gut.
  • Viele Skipper sind seit Jahren mit Küstenpatent unterwegs, ohne je kontrolliert oder beanstandet zu werden.

Das größere Risiko ist weniger die Kontrolle, sondern die Versicherung:
Im Schadenfall kann eine deutsche Versicherung im Extremfall argumentieren, dass kein „passender“ Führerschein vorlag. Deshalb: immer vorab klären, welche Scheine akzeptiert werden.

Vorteile des kroatischen Küstenpatents (aus Sicht des Urlaubsskipper)

Pro Küstenpatent / Boat Skipper B

  • Deutlich günstiger als SBF-See + deutsches SRC
  • Weniger Zeitaufwand, kompakte Vorbereitung (oft 1–2 Tage)
  • Keine Praxisprüfung, ideal für Skipper mit vorhandener Fahrerfahrung
  • Funk (SRC) bereits inkludiert – kein Extra-Schein nötig
  • ✅ Perfekt für alle, die hauptsächlich in Kroatien chartern
  • ✅ Schnelle Ausstellung, direkte Einsetzbarkeit

Contra SBF-See (aus Kundensicht)

  • ❌ Teurer Gesamtweg (SBF-See plus SRC)
  • ❌ Höherer Lern- und Zeitaufwand
  • ❌ Zusätzliche Funkpraxis und GMDSS-Inhalte, die viele Urlaubsskipper nie nutzen
  • ❌ Für reine Kroatien-Urlauber oft „overkill“

Für wen lohnt sich was? – Klare Einordnung

Kroatisches Küstenpatent (Boat Skipper B) lohnt sich besonders für:

  • Deutsche Skipper, die fast ausschließlich in Kroatien unterwegs sind
  • Chartercrews, die schnell und unkompliziert einen anerkannten Schein brauchen
  • Fahrer mit bereits etwas Praxis, die keine Lust auf langwierige deutsche Ausbildung haben
  • Preisbewusste Urlauber, die ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis suchen

SBF-See + deutsches SRC ist eher sinnvoll für:

  • Skipper, die auch in Deutschland oder in vielen anderen Ländern offiziell fahren wollen
  • Alle, die langfristig Richtung SKS/SSS/SHS gehen möchten
  • Personen, die die formale „deutsche Lösung“ bevorzugen und den Mehraufwand akzeptieren

Das Wichtigste in Kürze

  • Für reine Kroatien-Urlaubsskipper ist das kroatische Küstenpatent eine schnelle, günstige und praxisnahe Alternative zum überregulierten deutschen System aus SBF-See + SRC.
  • Der größte Pluspunkt: Beim Boat Skipper B ist Funk bereits integriert, während in Deutschland ein zusätzlicher Funkschein nötig ist.
  • Wer weltweit unterwegs sein und auf Nummer sicher bei deutschen Versicherern gehen will, kommt am SBF-See plus deutschem SRC langfristig nicht vorbei – zahlt dafür aber deutlich mehr Geld und Zeit.