Bootsurlaub ‚Canal du Midi’ – traumhafte Kilometer der Entschleunigung (2. Teil)

Bootsurlaub

‚Canal du Midi’ – traumhafte Kilometer der Entschleunigung (2. Teil)

 

Die Wasserversorgung des ‚Canals du Midi’

 

Es war ein größeres Unterfangen, die Wasserversorgung der vielen Schleusen am ‚Canal du Midi’ sicherzustellen. Hinzu kam, dass der Scheitelpunkt des Kanals mit knapp 190 Metern geländemässig relativ hoch lag.

Mit einer größeren Anzahl von aufwendigen Bauwerken gelang es schlussendlich doch, die Wasserversorgung des Kanals zu sichern, genügend Wasser für den Schleusenbetrieb und für den Kanal bereit zu halten. In den ‚Schwarzen Bergen’ wurden Wasserfassungen und Wasserspeicher gebaut, Wassergräben angelegt, für diese Tunnelbauten durch Hügel getrieben und ein Tal durch einen Staudamm in einen See umgewandelt (Lac de Saint-Féréol). Einige Bäche änderten zur Kanalversorgung ihre Fließrichtung, wurden umgeleitet.

 

Der Kanal ist eine touristische Attraktion

 

Zu Beginn der 1970er Jahre entdeckte der Fremdenverkehr den ‚Canal du Midi’ für sich. Immer mehr Touristen befahren seit dem den Kanal mit Haus- und Sportbooten. Glück für den alten Kanal, denn für diese Ansprüche sind die Schleusen, die Öffnungen der alten Bogenbrücken ausreichend groß. Das verhinderte den umstrittenen Ausbaus für größere Boote, trug entscheidend dazu bei, dass der ‚Canal du Midi’ 1996 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt wurde.

 

Der Tunnel Malpas

Weltweit ist der Kanaltunnel für den ‚Canal du Midi’ der erste seiner Art. Auf einer Länge von 160 Metern führt der ‚Tunnel Malpas’ durch einen Hügel.

 

Die Häfen

Die Häfen des Kanals sind in aller Regel als rechteckige Erweiterung des Kanals ausgelegt. In den Städten werden diese von Lagerhäusern umschlossen. Heute dienen die Häfen überwiegend den Touristenbooten zum Anlegen.

Die rechteckigen Ausbuchtungen im Kanalverlauf sind für Boote Ausweiche bei Begegnungen oder Anlegeplätze.

 

Der See von Castelnaudary

Dieser See wurde zusammen mit dem Kanal ausgehoben. Heute durchquert der Kanal den See und prägt gleichzeitig das Bild der Stadt Castelnaudary. Das im See gespeicherte Wasser dient dem Schleusenbetrieb zwischen dem Ort und dem Mittelmeer.

 

Überbrückungen und Brücken

Die meisten kleineren Wasserläufe werden durch so genannte Durchlässe überbrückt. Dabei können die Dammwände gemauert sein.

Von einer Kanalbrücke wird erst dann gesprochen, wenn das Kanalbett befestigt ist und von einer Brücke getragen wird. Beim ‚Canal du Midi’ sind  der Trog des Kanals und das Gewölbe der Brücke immer Mauerwerk. Ausnahme ist die Autobahn-Kanalbrücke von Toulouse, diese wurde betoniert.

Alle größeren Flüsse werden durch Kanalbrücken (Aquädukte) gekreuzt. Die Orb-Brücke von 1858 bei Béziers ist die längste.

 

Techniche Neuerungen

Es war ein kläglicher Versuch, die historische Treppenschleuse von Fonserannes durch ein modernes Wasserkeilhebewerk zu ersetzen. 1984 wurde das Hebewerk eröffnet, war ständig defekt und wurde auch wegen mangelnder Nachfrage im April 2001 stillgelegt.

Ein ähnliches Hebewerk mit gleichem Schicksal ist am ‚Canal latéral à la Garonne’. Dies wurde Mitte der 1970er Jahre in Betrieb genommen und stellte seinen Betrieb 2009 endgültig ein.

 

Besonderes Kriterium

Es ist eine Besonderheit, dass alle Straßen- und Wegebrücken aus lokalem Material gemauert wurden und so die Regionen widerspiegeln.

Höckerartig – als Bogenbrücken führen sie über den Kanal. Es ist bauartbedingt, dass die Bogenweite  weniger als 5 Meter breit ist. Bei einem eventuellen Kanalausbau hätten sie weichen müssen. Unmöglich! Das Erscheinungsbild der Höckerbrücken war eines der Kriterien für die Anerkennung des ‚Canals du Midi’ als Weltkulturerbe im Jahr 1996.

 

Französische Kanäle unterliegen Regeln und kosten

 

  • Hausboote befahren fast ausschließlich den Kanal, fast zwangsläufig, denn Hausboote können überall am Kanal entlang gemietet werden. Praktisch ist auch, dass eine kurze Einführung durch den Bootsvermieter den Bootsführerschein überflüssig macht.
  • Freizeitkapitäne und Skipper, die auf dem ‚Canal du Midi’ ein eigenes Boot oder Charterboot führen, benötigen das Binnenschifffahrts-Patent, das Patent Flüsse und Seen.
  • Die Benutzung der französischen Kanäle ist reglementiert und grundsätzlich kostenpflichtig. Mieter von Booten zahlen die entsprechende Abgabe an den Staat indirekt über den Vermieter.
  • Inhabern von Fischereikarten ist das Angeln im Kanal gestattet, französische Kanäle sind meist fischreich.
  • Das Schwimmen in den Kanälen ist verboten, das Wasser kann durch Mikroben stark belastet sein.
  • Die ebenen und schattigen Treidelpfade eignen sich für ausgedehnte Fahrradtouren und zum Wandern (Weitwanderwege).

www.kuestenpatent-kroatien.at